Die neue AfD-Jugendorganisation soll Ende November einen Neuanfang einleiten. Designierter Chef der «Generation Deutschland» - so soll die AfD-Jugend heißen - ist der Brandenburger Landtagsabgeordnete Jean-Pascal Hohm. Er will mehr junge Wählerinnen und Wähler ansprechen, engen Kontakt zur Mutterpartei halten und offenen Austausch mit West- wie Ost-Landesverbänden pflegen.
Was soll sich mit der neuen Jugendorganisation ändern?
Die AfD-Jugend soll enger mit der AfD verbunden sein. «Die neue Organisation hat formell weniger Freiheiten - was auch Teile der bisherigen Jugendorganisation kritisiert haben», sagt Hohm. «Gleichzeitig gewinnen wir durch die engere Bindung an die Mutterpartei an Rückhalt, Unterstützung und auch Schutz - etwa gegenüber staatlichen Repressionen wie einem möglichen Verbot.» Ziel sei, die Verbindung zwischen Partei und Jugend zu stärken. «Wir wollen auch mal frech auftreten, aber immer im Bewusstsein, dass unser Handeln dem Erfolg der Partei dienen muss.»
Warum soll es überhaupt eine neue AfD-Jugend geben?
Die Junge Alternative (JA) war ein weitgehend eigenständiger Verein. Er löste sich auf, nachdem es einen Parteitagsbeschluss der AfD gegeben hatte, sich von der JA zu trennen. Der Plan zur Gründung einer neuen Organisation wurde damit begründet, mehr Durchgriff auf die Parteijugend zu bekommen - aber auch mit einem möglichen Vereinsverbot. Das Bundesamt für Verfassungsschutz hatte die JA als erwiesen rechtsextremistische Bestrebung eingestuft.
Was sind die Ziele der neuen Organisation?
Hohm will junge Menschen ansprechen und für die AfD begeistern - ob als Wähler oder Mitglieder. «Schon heute erreichen wir bei jungen Menschen, vor allem in Ostdeutschland, überdurchschnittlich hohe Zustimmungswerte», sagt Hohm. «In der Mitgliedschaft und auf der Funktionärsebene spiegelt sich das bislang jedoch noch nicht wider - das wollen wir ändern.» Innerhalb der Partei sollen junge politische Talente gefördert werden, um mehr junge Abgeordnete in Parlamenten und Parteigremien zu haben. «Zudem brauchen wir mehr Frauen als sichtbare Gesichter der Partei», sagt Hohm.
Die AfD-Jugend soll nicht Teil eines innerparteilichen Machtkampfes sein, sondern alle Strömungen repräsentieren. «In der Vergangenheit wurde die Jugendorganisation häufig zum Spielball innerparteilicher Auseinandersetzungen», sagte Hohm. Auch das soll sich ändern. «Wir sind nicht die Höcke-, Weidel- oder Chrupalla-Jugend, sondern die AfD-Jugend – offen für alle Strömungen innerhalb der Partei.» Er wolle einen offenen Austausch mit allen - ob sie sich als konservativ-liberal verstünden oder sich eher an den ostdeutschen Landesverbänden orientierten. Geplant ist, dass seine drei Stellvertreter aus westdeutschen Landesverbänden kommen.
Wird die neue AfD-Jugend gemäßigter als die JA oder nicht?
«Die AfD will in bestimmten Bereichen gemäßigt auftreten, ein moderates Bild in die Öffentlichkeit tragen», sagt der Potsdamer Politikforscher Werner Krause. Aber: «Gleichzeitig sehen wir viele personelle Kontinuitäten und Überschneidungen, die es von diesen Personen wieder in andere rechtsextreme und rechtsradikale Bereiche und Netzwerke gibt.» Daher hält er es für «schwer vorstellbar, dass der neue Jugendverband inhaltlich auf irgendeine Art und Weise moderater aufschlägt».
Wer ist der designierte Vorsitzende?
Der 28-Jährige, der als Vorsitzender der AfD-Jugend vorgeschlagen ist, gehört der Partei seit 2014 an. Er war Landeschef der JA Brandenburg. In der Corona-Krise nahm er maßgeblich an Protesten gegen die Corona-Regeln teil. Seit 2021 führt Hohm den AfD-Kreisverband Cottbus. Er ist nach eigenen Angaben selbstständiger Mediengestalter und Webdesigner sowie leidenschaftlicher Fußballspieler. Bei der Brandenburger Landtagswahl 2024 holte er in Cottbus ein Direktmandat.
Wie ordnet ihn der Verfassungsschutz ein?
Der Verfassungsschutz Brandenburg stuft Hohm und vier weitere Landtagsabgeordnete sowie den gesamten Landesverband als gesichert rechtsextremistisch ein. Die Partei geht juristisch gegen die Einstufung vor. In einem Vermerk des Geheimdienstes zur Einstufung heißt es, Hohm sei in Brandenburger Hochburgen des Rechtsextremismus persönlich vernetzt. Der Verfassungsschutz zitiert ihn aus einem Beitrag bei X von 2022: «Ohne Deutsche kein Deutschland. Widerstand ist darum Pflicht. Für Deutschland.»
Wie reagiert Hohm darauf?
Der designierte Chef der AfD-Jugend verteidigt seine Äußerungen und hält seine Einstufung für «politisch motiviert». «Den jeweiligen Kontext kennend, bin ich überzeugt, dass diese Positionen fest in der Mitte der Gesellschaft verankert sind und in keiner Weise gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung oder die Verfassung verstoßen», sagt er. «Es wird auch behauptet, ich wäre bei der Identitären Bewegung aktiv gewesen. Das ist falsch.» Er sagt aber auch: «Wäre ich tatsächlich bei der Identitären Bewegung aktiv gewesen, würde ich dazu stehen, weil ich das absolut für legitim halte, was sie macht.» Bei den Identitären handelt sich um eine rechtsextreme Bewegung mit rassistischen und islamfeindlichen Positionen.
Copyright 2025, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten