Mehrere Tausend Schüler und andere vor allem junge Menschen haben in Berlin und in Brandenburg gegen die Wehrdienst-Pläne der Bundesregierung demonstriert. In Berlin versammelten sich 3.000 Teilnehmer am Mittag des bundesweiten Aktionstags am Halleschen Tor in Kreuzberg und liefen zum Oranienplatz und später nach Neukölln. In Potsdam waren mehr als tausend Menschen dabei, auch in Cottbus wurde protestiert.
Viele Demonstranten hatten Transparente dabei. Auch Sprechchöre richteten sich gegen einen Wehrdienst bei der Bundeswehr. An der Demonstration in Kreuzberg nahmen auch Eltern mit kleineren Kindern teil. Alles verlaufe friedlich und ohne besondere Vorkommnisse. Später sollte eine zweite Demonstration vom Oranienplatz zum Rathaus Neukölln laufen.
Unter den Demonstranten war auch eine 6. Klasse einer Grundschule in Kreuzberg, die Plakate im Unterricht gebastelt hatte: «Ihr alten Knacker müsst ja nicht kämpfen», hieß es dort, sowie: «Wir wollen Waffeln statt Waffen» und «Keiner für Wehrpflicht alle für Lernpflicht». Für die Teilnahme der Kinder hatten die Eltern laut den Erziehern Freistellungsaufträge gestellt.
«Viele Menschen haben Angst, dass sie sterben»
Eine elfjährige Schülerin sagte: «Ich finde es unfair, wenn Menschen zur Wehrpflicht gehen. Die meisten wollen das nicht freiwillig machen und sie werden dann dazu gezwungen. Deutschland ist ein demokratisches Land. Deshalb sollte man auch entscheiden dürfen, ob man gehen will oder nicht. Viele Menschen haben Angst, dass sie sterben.»
Initiatoren der Demonstrationen und Schüler-Initiativen hatten zu einem «Schulstreik gegen Wehrpflicht» aufgerufen. Die Veranstalter betonten: «Wir wollen nicht als Kanonenfutter enden. Wir schauen nicht stumm zu, wie wir und unsere Freunde per Los zum Töten und Sterben gezwungen werden.» Die Senatsbildungsverwaltung hatte sich gegen den Schulstreik gewandt und auf die Schulpflicht hingewiesen.
Bundesweit beteiligten sich Menschen an ähnlichen Demonstrationen. Der Bundestag hatte am Vormittag das Wehrdienst-Modernisierungsgesetz beschlossen. Die schwarz-rote Koalition hatte sich auf einen zunächst freiwilligen Wehrdienst geeinigt. Das Gesetz soll zum 1. Januar 2026 in Kraft treten. Junge Männer müssen dann einen Fragebogen ausfüllen. Später sollen sie gemustert werden.
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