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Berlin erinnert an Kriegsende - «Demokratie verteidigen»

Berlins Regierender Bürgermeister findet beim Gedenken an das Kriegsende vor 80 Jahren mahnende Worte.  / Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa
Berlins Regierender Bürgermeister findet beim Gedenken an das Kriegsende vor 80 Jahren mahnende Worte. / Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Das Ende des Zweiten Weltkriegs und die Befreiung vom Nationalsozialismus vor 80 Jahren waren eine Zäsur. Berlins Regierungschef Wegner spannt bei einer Gedenkstunde einen Bogen zur Gegenwart.

Anlässlich des Kriegsendes vor 80 Jahren hat Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) dazu aufgerufen, Lehren aus den Gräueln der Nazi-Zeit zu ziehen und entschlossen für Freiheit und Demokratie einzustehen. Der 8. Mai 1945 sei ein Tag der Befreiung gewesen, wie es der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker 1985 in seiner historischen Rede im Bundestag beschrieben habe. Der 8. Mai sei aber auch ein Tag der Mahnung, sagte Wegner bei einer Gedenkveranstaltung des Landes Berlin im Roten Rathaus. 

Die Geschichte dürfe niemals vergessen werden, die Erinnerung an Gräuel und Holocaust müsse wachgehalten werden. «Es ist unsere Verantwortung, dass wir niemals vergessen. Es ist unsere Verantwortung, dass Geschichte sich nicht wiederholt», betonte Wegner. «Es ist unsere Verantwortung, für die Demokratie einzutreten und sie zu verteidigen gegen die Feinde von innen und außen.» Denn Frieden und Demokratie seien keine Selbstverständlichkeit, auch in Deutschland gerate die Demokratie unter Druck.

Kapitulation im Mai 1945

Mit der Kapitulation der deutschen Wehrmacht endete 1945 der Zweite Weltkrieg in Europa. Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel unterzeichnete in der Nacht vom 8. zum 9. Mai 1945 im Gebäude des heutigen Museums Berlin-Karlshorst ein entsprechendes Dokument vor Vertretern der Siegermächte USA, Großbritannien, Frankreich und Sowjetunion.

Wegner erinnerte daran, das 1945 die sowjetische Rote Armee als erste der Alliierten Berlin erreichte. Deren Soldaten gelte der Dank für die Befreiung von der Nazityrannei. «Aber wir vergessen auch nicht, dass Putin und die russische Armee die Ukraine überfallen haben und seitdem wieder Krieg in Europa herrscht.» Berlin stehe fest an der Seite seiner Partnerstadt Kiew und aller Ukrainerinnen und Ukrainer, betonte Wegner.

«Totale Niederlage war zwingend»

«Die Verbrechen und die unfassbare Menschenvernichtung durch das NS-Regime sind genauso unbestreitbar wie die deutsche Schuld am Ausbruch des Zweiten Weltkrieges», sagte die Präsidentin des Berliner Abgeordnetenhauses, Cornelia Seibeld. «Die totale deutsche Niederlage war aufgrund der Überfälle auf unsere Nachbarn und der deutschen Verbrechen zwingend. Nur mit der Befreiung Europas von deutscher Herrschaft konnte auch die Befreiung der Deutschen einhergehen.»

Emotionale Momente mit Holocaust-Überlebender

Einen bewegenden Auftritt hatte bei der Gedenkstunde die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer. Die 103-jährige Berliner Ehrenbürgerin las Passagen aus ihrem Buch «Versuche, dein Leben zu machen». Mit leiser Stimme schilderte sie die Stunden ihrer persönlichen Befreiung, die sie 1945 im Ghetto Theresienstadt erlebte. 

«Das Tor steht offen, zum ersten Mal steht es offen. Es gibt keine Wache mehr, keiner kann mich daran hindern, hinauszugehen. Trotzdem stehe ich einfach nur so da. Träume ich? Kann es wahr sein, dass ich überlebt habe? Vorsichtig mache ich ein paar Schritte, hinaus auf die Straße. Ich will nicht fort. Ich will nur sehen, ob es wahr ist, dass ich hinausgehen kann, ohne erschossen zu werden.» Sie habe die Befreiung gemeinsam mit ihrem späteren Mann Adolf erlebt, so Friedländer. «Ein Moment, den wir nie vergessen werden.»

«Bitte seid Menschen»

Zum Abschluss ihrer Lesung gab Friedländer den rund 180 geladenen Gästen eine Mahnung mit auf den Weg. «Bitte seid Menschen!» Alle Anwesenden standen auf und applaudierten zweieinhalb Minuten. Anschließend übergab Wegner Frau Friedländer einen Blumenstrauß, kniete sich neben der im Rollstuhl sitzenden Dame nieder und sprach kurz mit ihr. «Ich bin stolz darauf, dass Sie unsere Ehrenbürgerin sind», sagte er anschließend ins Mikro am Rednerpult.

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