Die alte Siemens-Villa am Potsdamer Lehnitzsee hat bei einem ersten Zwangsversteigerungstermin ein Höchstgebot von 13,75 Millionen Euro erzielt. Lediglich ein Gebot wurde im proppevollen Saal im Amtsgericht Potsdam abgegeben. Das 100.000 Quadratmeter große Grundstück mitsamt Villa und zahlreichen Nebengebäuden in bester Lage hat einen Verkehrswert von 27,5 Millionen Euro und ist stark sanierungsbedürftig.
Das aktuelle Höchstgebot kam von Stefan Peter. Er will in der Villa ein Zentrum für Meditation errichten. Es solle ein Behandlungsort entstehen, sagte der Höchstbietende nach der Versteigerung. Ob er tatsächlich den Zuschlag erhält, wird am 25. September im Amtsgericht entschieden. Die Gläubigerseite der Volksbank hatte beantragt, Peter den Zuschlag zu versagen.
Widerspruch gegen Höchstgebot birgt Risiko
Liegt das Gebot unterhalb von 70 Prozent des Verkehrswertes, dürfen die Gläubiger den Zuschlag versagen. Der Verkehrswert liegt mit 27,5 Millionen Euro doppelt so hoch wie das Höchstgebot vom Donnerstag.
Mit dem Antrag gehen die Gläubiger jedoch ein Risiko ein. Halten sie den Widerspruch aufrecht, kommt es zu einem zweiten Versteigerungstermin. Bei diesem Termin kann unter Umständen das geringste Gebot - das in diesem Fall bei 205.000 Euro liegt - zum Erfolg führen. Ziehen sie den Antrag zurück, würden sie aus immerhin 13,75 Millionen Euro befriedet werden.
Zu Beginn zeigten sich die Bieter sehr zurückhaltend. «Alle Mutigen nach vorn», sagte die Rechtspflegerin. Ein erstes Gebot ließ lange auf sich warten. Das Grundstück ist mit insgesamt 36 Millionen Euro belastet. Zu den Gläubigern zählten etwa die Volksbank eG, die Landeshauptstadt Potsdam, die Deutsche Werkstätten D&B GmbH sowie die Glass Ingenieurbau Leipzig GmbH.
Wohnsitz vom ältesten Siemens-Sohn
Das Haupthaus des Luxusgrundstücks wurde 1910 vom Architekten Otto March für die Familie von Carl Friedrich Siemens - dem Sohn des berühmten Industriellen und Erfinders Werner von Siemens - errichtet. Es wurde zum Wohnen und für repräsentative Zwecke genutzt, hieß es in dem Exposé zur Zwangsversteigerung. Die beste Technik wurde seinerzeit in dem Gebäude verbaut. Dazu zählen etwa eine höhenverstellbare Glasfassade und eine Saugmaschine.
Verfiel nach Wiedervereinigung
Später wurde es von der Sowjetarmee als Lazarett und danach lange als Lungenheilanstalt genutzt. Nach der Wende stand die Immobilie größtenteils leer und verfiel nach und nach. Zuletzt gab es an einigen Gebäuden erste Sanierungsarbeiten, diese wurden aber nicht beendet.
Bei der kommenden Nutzung gibt es relativ enge Grenzen. Das Grundstück ist ein gartenbauliches Denkmal, eine Umnutzung etwa für Wohnimmobilien ist daher nicht möglich. Der Garten muss laut Denkmalpflege erhalten bleiben.
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