Eine Debatte über eine dritte Start- und Landebahn am Hauptstadtflughafen BER stößt in Brandenburg auf verärgerte Reaktionen und Unverständnis. «Ehrlicherweise geht mir diese Berliner Arroganz ziemlich auf die Nerven», sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion, Ludwig Scheetz, in Potsdam.
Berlins Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) hatte sich für eine weitere Start- und Landebahn am BER ausgesprochen, der im brandenburgischen Schönefeld liegt. «Wir müssen gucken, dass wir eine neue Landebahn bekommen», sagte sie bei einer Veranstaltung der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK). Konkrete Pläne gebe es allerdings nicht.
Der SPD-Politiker Scheetz sagte am Mittag: «Diese permanenten Diskussionen, die in allen regelmäßigen Abständen aus Berlin getragen werden, werden auf den Rücken der Anwohnerinnen und Anwohner ausgetragen. Das werden wir nicht mitmachen (...).» Die Flughafengesellschaft sei aktuell auf einem guten Weg, was die wirtschaftliche Stabilität angehe und «jetzt hier so eine Debatte wieder zu entfachen, kann ich nicht nachvollziehen».
Minister: «Frage stellt sich gegenwärtig gar nicht»
Brandenburgs Infrastrukturminister Detlef Tabbert (BSW) sagte, der BER mit seinen beiden Start- und Landebahnen sei vom Passagieraufkommen her nur zu zwei Dritteln der möglichen Kapazität ausgelastet. «Die Frage stellt sich gegenwärtig gar nicht, eine dritte Landebahn irgendwie zu bauen», sagte er. Der Gedanke sei unrealistisch und auch gegenwärtig nicht finanzierbar. «Ich wundere mich, dass die Diskussion zum gegenwärtigen Zeitpunkt überhaupt aufgemacht wird.»
Der CDU-Fraktionsvorsitzende im Brandenburger Landtag, Jan Redmann, sagte, die Kapazitäten des Flughafens BER seien bei weitem nicht erreicht und seien auch weit entfernt von den ursprünglichen Prognosen. Insofern sehe er da gegenwärtig nicht die Notwendigkeit, eine Diskussion um eine dritte Start- und Landebahn zu führen.
Gedanken über Aufweichung des Nachtflugverbots
Die Berliner CDU-Verkehrssenatorin Bonde befürwortet Medienberichten zufolge außerdem eine Aufweichung des Nachtflugverbots am BER. «Ich glaube, dass es mehr Möglichkeiten gibt, dann Airlines landen zu lassen und die Flieger nicht nach Hannover umzuleiten.» Jede Fluggesellschaft könnte etwa fünfmal pro Jahr die Erlaubnis bekommen, auch nach Mitternacht in Schönefeld zu landen, schlug Bonde vor. Die Brandenburger Landesregierung lehnt dagegen eine Aufweichung des Nachtflugverbots ab.
Am BER gilt ein abgestuftes Nachtflugverbot von 22.00 Uhr abends bis 6.00 Uhr. Zwischen 22.30 Uhr und Mitternacht sowie von 5.30 Uhr bis 6.00 Uhr sind Flüge mit lärmarmen Maschinen erlaubt. Zwischen Mitternacht und 5.00 Uhr ruht der reguläre Flugbetrieb. Gestattet sind nur Post-, Regierungs-, Vermessungs- und Ambulanzflüge.
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