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Botschafter warnt vor Gräben zwischen Deutschland und Israel

Der israelische Botschafter Prosor sprach anlässlich 60 Jahren diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und Deutschland. / Foto: Michael Bahlo/dpa
Der israelische Botschafter Prosor sprach anlässlich 60 Jahren diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und Deutschland. / Foto: Michael Bahlo/dpa

Deutschland und Israel feiern 60 Jahre diplomatische Beziehungen. Zugleich gibt es wachsende Kritik an Israel. Botschafter Prosor ruft zum Brückenbauen in der Kultur auf.

Der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, hat vor einer Ausgrenzung der Kultur seines Landes gewarnt. «Wir sehen sehr genau, wer uns die Hand reicht und wer sich abwendet», sagte Prosor bei einer Festveranstaltung in Potsdam anlässlich 60 Jahren diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und Deutschland. «Früher war Kultur ein Band, das uns zusammenführte, ein Kompass, der uns Orientierung gab. Heute scheint seine Nadel gefährlich zu zittern.»

Botschafter sieht Wendepunkt

Der Botschafter rief dazu auf, Brücken zu bauen. «Umso wichtiger ist es, dass wir zurückfinden zu einer Kultur, die nicht ausgrenzt, sondern einlädt, die Fragen stellt, statt Antworten zu diktieren, die Brücken baut, statt Gräben zu ziehen», sagte Prosor. «Wir stehen an einem Wendepunkt. Kultur, einst ein Ort der Offenheit, wird zunehmend zum Prüfstein. Wer heute noch eine Bühne bekommt, muss sich allzu oft von Israel distanzieren.»

Die Festveranstaltung der Brandenburger Landesregierung fand auf dem jüdischen Theaterschiff MS Goldberg aus Berlin statt. Als Ehrengast war der Holocaust-Überlende George Shefi anwesend. Prosor ging nicht auf Kritik aus Deutschland am Vorgehen seines Landes im Gazastreifen ein.

Regierungschef Woidke betont Verantwortung

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) erklärte in einer Mitteilung, Deutschland und Israel seien enge Freunde, «die nicht zwangsläufig immer einer Meinung sind, die aber fest zueinanderstehen». In seiner Rede sprach er von einer besonderen Verpflichtung Deutschlands. «Wir tragen Verantwortung auch für das, was vor mehr als 80 Jahren passiert ist», sagte er. «Wir als Brandenburger haben eine ganz besondere Verantwortung.» In Brandenburg seien Planung, Organisation und Durchführung des größten Menschheitsverbrechens realisiert worden.

Die Bundesrepublik Deutschland und Israel nahmen 1965 diplomatische Beziehungen auf. Das Verhältnis beider Länder war durch den Holocaust, die Ermordung von rund sechs Millionen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland, extrem belastet.

Derzeit gibt es Kritik aus Deutschland am Vorgehen Israels im Gazastreifen, unter anderem wegen einer monatelangen Blockade von Hilfsgütern durch Israel, die zuletzt etwas gelockert wurde.

Terroristen der Hamas und anderer islamistischer Gruppen hatten 2023 bei einem Überfall in Israel rund 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Danach wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 54.000 Palästinenser in Gaza getötet. Die unabhängig kaum zu überprüfende Zahl fasst Kämpfer und Zivilisten zusammen.

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