Zwei ehemalige Soldaten der Bundeswehr stehen vor dem Berliner Landgericht. Die 35- und 31-Jährigen sollen einen damaligen Kameraden misshandelt und vergewaltigt haben. Mitangeklagt ist ein 36-Jähriger, der das Geschehen beobachtet und nicht eingegriffen haben soll. Der 36-Jährige fehlte allerdings zu Prozessbeginn unentschuldigt. Der erste Verhandlungstag endete vor Verlesung der Anklage.
Zu den mutmaßlichen Vorfällen soll es zwischen Februar und Mai 2021 in der Julius-Leber-Kaserne in Berlin-Reinickendorf gekommen sein. Opfer sei ein inzwischen 24-Jähriger. In einem Fall hätten sich laut Ermittlungen der 36-jährige Angeklagte und fünf gesondert verfolgte Personen in der Kaserne auf den jungen Soldaten geworfen, bei dem für mehrere Sekunden Atemnot eingetreten sei.
Verfahren begann mit Verdacht auf Rechtsextremismus
Das Verfahren kam vor knapp vier Jahren ins Rollen. Zunächst prüfte das Verteidigungsministerium einen Extremismusverdacht im Wachbataillon. Es gehe um eine mutmaßlich rechtsextreme Gruppe, die sich selbst als «Wolfsrudel» bezeichnet habe, hieß es damals.
Es sei zu Durchsuchungen unter anderem von Mobiltelefonen gekommen. Diese Maßnahmen allerdings waren rechtswidrig, urteilte im Juli 2022 das Bundesverwaltungsgericht. So habe kein Anfangsverdacht bestanden, nur bloße Vermutungen hätten vorgelegen.
Einer der Männer nicht auffindbar
Die Staatsanwaltschaft erhob gegen vier ehemalige Soldaten Anklage unter anderem wegen Vergewaltigung, unterlassene Hilfeleistung und gefährliche Körperverletzung. Einer der Männer sei jedoch nicht auffindbar, hieß es nun am Rande. Sein Verfahren wurde vorläufig eingestellt. Im Fall des nicht zur Verhandlung erschienenen 36-Jährigen beantragte der Staatsanwalt Haftbefehl. Das Gericht stellte die Entscheidung darüber zurück.
Die Anklage wird voraussichtlich am zweiten Prozesstag am 26. August verlesen. Ob sich die ehemaligen Soldaten - derzeit als Berufskraftfahrer und auf dem Bau tätig - äußern werden, ist noch offen.
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