Nach der tödlichen Attacke gegen seine Frau mit einem Hammer hat der angeklagte Ehemann zu Prozessauftakt vor dem Potsdamer Landgericht die Tat eingeräumt. Er habe seine Ehefrau von ihrem Leiden befreien wollen, sagte der 74-jährige deutsche Staatsangehörige zu dem Mordvorwurf gegen ihn. Die Frau litt zum Tatzeitpunkt an einer unheilbaren Leukämie-Erkrankung.
Staatsanwaltschaft sieht Heimtücke
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann vor, im vergangenen Winter in Trebbin (Landkreis Teltow-Fläming) seiner schlafenden Frau aus Heimtücke mit einem Hammer mehrfach ins Gesicht geschlagen und sie so getötet zu haben. Die Staatsanwaltschaft hob hervor, dass er ihren Schlaf ausgenutzt habe, um sie ohne Abwehrchance töten zu können.
Mann betont Absprache mit Ehefrau
Der ebenfalls durch Krankheiten und Verletzungen gebeutelte Mann widersprach dieser Darstellung vor Gericht. Er sei mit seiner Frau mehr als 50 Jahre lang verheiratet gewesen. Nachdem sie wie «aus heiterem Himmel» an Leukämie erkrankt war, habe man sich nach längerer Zeit dazu entschieden gemeinsam in den Tod zu gehen und «dem jeweils anderen auf die andere Seite zu helfen».
Angeklagter spricht sehr offen
Vor Gericht erlebte man einen rückhaltlos offen sprechenden Mann, der die Tat einräumte, jedoch nicht das Bild einer zerrütteten Ehe zeichnete. Aus seinen Worten ließ sich durchaus Hochachtung für seine einstmals starke Ehefrau ableiten, die jedoch durch die Leukämie und nach der Chemotherapie jeglichen Lebensmut verlor.
Die beiden lernten sich nach Angaben des Angeklagten beim Tanzen in den frühen 70er-Jahren kennen, vier Jahre später heirateten sie, nach zwei gemeinsamen Ehejahren adoptieren sie eine kleine Tochter. «Die Ehe muss ja wohl geklappt haben bei 50 Jahren», sagte der Angeklagte. Auch nach Streits habe man sich immer wieder zusammengerauft.
Frau war sein Fels in der Brandung
Seine Frau sei wie «ein Stier» gewesen, berichtete der Angeklagte. Eine, die nicht unterzukriegen gewesen sei. Sie habe ihn nach seiner Erwerbsunfähigkeit durch einen Autounfall im Jahr 1999 nach Kräften unterstützt. Er sei in gewisser Weise abhängig von ihr gewesen, sagte der 74-Jährige. Der Mann hat seit Jahren schwere Probleme mit der Halswirbelsäule und sitzt zeitweise im Rollstuhl.
Etwa ein Jahr vor der Tat sei die Leukämie in das Leben der Frau gerückt. Nach der Chemotherapie sei sie völlig erschöpft und «kaputt» gewesen. Am Ende sei ihr die Kraft ausgegangen, sie wollte keine medizinische Behandlung mehr und ihr Lebenswille ließ nach. «Sie kann nicht mehr, hat sie mir gesagt», berichtete ihr angeklagter Ehemann.
Angeklagter: Wollten uns gemeinsam das Leben nehmen
Nachdem sie sich Ende 2024 gegen die ärztliche Empfehlung auf eigenen Wunsch aus der Klinik entlassen hatte, habe die Frau ihm gegenüber deutlich gemacht, dass sie gern aus dem Leben scheiden würde. Man habe sich über den gemeinsamen Suizid unterhalten, ohne dabei jedoch konkret zu werden. Es sei also nicht ausgemacht worden, wie man sich umbringen wolle, sagte der Mann.
Am Tag der Tat habe seine Frau nur noch gewimmert. Er habe im Affekt gehandelt, als er sie so gesehen habe, berichtet er. Ihr Leid sei für ihn nicht länger aushaltbar gewesen. Dann habe sie Blut gespuckt und er sei zur Tat geschritten. «Ich habe das Ding doch nicht geplant.» Er berichtete, wie er «irgendwas» vom Couchtisch gegriffen und dann zugeschlagen habe. «Vielleicht war sie da auch schon weg.»
Suizid misslang
Danach wollte er sich mit zwei großen Flaschen Schnaps das Leben nehmen. Dazu kam es nach seiner Aussage nicht, weil er stürzte und nicht mehr aufstehen konnte. Das Haustelefon konnte er noch greifen. Mit dem rief er schließlich den Rettungsdienst.
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