Rote Karte für die Hauptstadt: Menschen in Berlin sind im Sommer extremer Hitze ausgesetzt. Die Temperatur von Boden- und Wasseroberflächen liegt zwischen Juni und August im Schnitt bei rund 35,5 Grad, wie ein bundesweiter Hitze-Check der Deutschen Umwelthilfe ergeben hat. Zum Vergleich: In Flensburg liegt sie mit rund 29,4 Grad bundesweit am niedrigsten. Am heißesten ist es in Mannheim mit einem Durchschnittswert von rund 38,4 Grad.
Die Oberflächentemperatur liegt tagsüber im Sommer generell höher als die Lufttemperatur und kommt nach Angaben der Umwelthilfe der gefühlten Temperatur am nächsten.
Grünes Licht gibt es in Berlin für den Anteil der versiegelten Flächen (rund 44,5 Prozent) und den Umfang an Grünflächen. Im deutschlandweiten Vergleich liegt Berlin damit insgesamt im Mittelfeld. Untersucht wurden nur Gebiete, in denen Menschen wohnen.
Trotzdem ist aus Sicht der Umwelthilfe noch Luft nach oben. Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz sagte, in Berlin gebe es 1.000 sogenannte leere Baumscheiben, also Pflanzenlöcher. Dort seien Bäume gefällt, aber keine Nachfolger gepflanzt worden. «Das können wir uns nicht leisten.» Es brauche Zeit, bis ein Baum so groß sei, dass er Kühle und Schatten spenden könne. Wichtig sei auch, dass ein Baum nicht zum Ausgleich an anderer Stelle neu gepflanzt werde, sondern es in der Nähe des Baums einen Nachfolger gebe.
31 Städte in Deutschland erhalten Rote Karte
Für ihren Hitze-Check hat die Umwelthilfe in Zusammenarbeit mit der Potsdamer Luftbild Umwelt Planung GmbH Satellitendaten von 190 Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern untersucht. Sie verteilte je nach Bewertung rot, orangene und grüne Karten. Mehr als zwölf Millionen Menschen sind der Untersuchung zufolge an ihrem Wohnort extremer Hitze ausgesetzt. 31 Städte erhalten eine Rote Karte, 131 eine Gelbe Karte und 28 eine Grüne Karte. Am besten schneidet Hattingen in Nordrhein-Westfalen ab, am schlechtesten Mannheim.
Fünf Bezirke in Berlin besonders von Hitze betroffen
In Berlin wurden auch die einzelnen Bezirke unter die Lupe genommen. Überdurchschnittlich stark von Hitze betroffen sind Menschen in Friedrichshain-Kreuzberg, Mitte, Charlottenburg-Wilmersdorf, Lichtenberg und Tempelhof-Schöneberg. Dort ist es im Sommer besonders heiß. In Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte ist zudem der Anteil an versiegelten Flächen überdurchschnittlich hoch.
Eine verpasste Gelegenheit sei die Neugestaltung des Gendarmenmarkts in Berlin, beklagte Metz. Hier hätte man Raum für Grün schaffen sollen.
Im Vergleich am besten bewertet wurden Steglitz-Zehlendorf, Reinickendorf und Treptow-Köpenick. Für die Oberflächentemperatur erhalten sie die Gelbe Karte, für den vergleichsweise unterdurchschnittlichen Anteil an Beton sowie viele Grünstreifen und Bäume die Grüne Karte.
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