Nach dem klaren Ja beim Münchner Bürgervotum zur Olympia-Bewerbung fordern Grüne und Linke einen endgültigen Stopp der Berliner Olympia-Pläne. «Sie können jetzt die Reißleine in diesem absurden innerdeutschen Wettkampf ziehen, die Bewerbung zurückziehen und die Steuermillionen nachhaltig in unsere Sportinfrastruktur investieren», sagte der Sprecher für Sport der Linke-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Kristian Ronneburg, an die Adresse des schwarz-roten Senats.
Umfragen der vergangenen Monate zeigten, dass die Hälfte der Berlinerinnen und Berliner einer Olympia-Bewerbung kritisch gegenüberstehe, so Ronneburg. «Auch im Parlament gibt es – anders als in München – keine breite politische Unterstützung.» Das liege auch daran, dass der Senat seine Bewerbung bisher ohne breite Beteiligung der Zivilgesellschaft und des Parlaments «hinter verschlossenen» Türen geplant habe.
Berlin abgehängt oder weiter im Rennen?
«Mit der Münchner Bürgerbeteiligung im Rücken wird Berlin endgültig abgehängt», meinte die Sprecherin für Sportpolitik der Grünen-Fraktion, Klara Schedlich. Auch sie plädierte dafür, die bis 2027 für die Berliner Olympia-Bewerbung eingeplante Summe von sechs Millionen Euro lieber in die Sanierung von Sportstätten zu stecken.
Der Berliner Olympia-Beauftragte Kaweh Niroomand sieht hingegen nach dem Münchner Votum keine geringeren Chancen für eine eigene Kandidatur. «Wir haben ein gutes Konzept, wir sind die deutsche Hauptstadt, wir sind die internationale Metropole», sagte er dem RBB24-«Inforadio». Als Vorteile sieht er das Berliner Verkehrsnetz, die städtische Infrastruktur und die Erfahrung mit Großveranstaltungen.
Klares Bürgervotum in München
In München hatten sich am Sonntag rund zwei Drittel (66,4 Prozent) der Teilnehmer eines Bürgerentscheids für eine Bewerbung der bayerischen Landeshauptstadt für Olympische und Paralympische Spiele 2036, 2040 oder 2044 ausgesprochen. Niroomand gratulierte den Münchnern und betonte mit Blick auf die Berliner Pläne: «Das nehmen wir als Rückenwind.»
Keine Befragung in Berlin
In Berlin soll es kein Referendum geben. Die weiteren Bewerber Hamburg und die Region Rhein-Ruhr sowie Kiel als potenzieller Austragungsort für Segelwettbewerbe planen dagegen ebenfalls Bürgerentscheide, voraussichtlich im Frühjahr 2026.
«Wir werden eine Volksinitiative durchführen, wo wir im Prinzip die Volksvertreter im Parlament auffordern werden, sich mit diesem Thema zu befassen und auch sich dazu zu äußern und möglicherweise einen Beschluss zu fassen», sagte Niroomand. «Zum anderen werden wir ein ausgiebiges Bürgerbeteiligungsverfahren ab dem Beginn des nächsten Jahres in Berlin durchführen, wo wir nicht nur die Berliner bitten, zur Urne zu gehen, sondern in einen Dialog mit uns einzutreten.» Die Stimmung und Meinungen sollen dann ins Konzept einfließen.
Niroomand: Olympia als «Chance für Berlin»
Dass die Gelder besser in Sozialprojekte, Klimaumbau und Verkehr investiert werden sollten, sieht der Beauftragte nicht als Argument gegen eine Olympia-Bewerbung. «Was die Münchner überzeugt hat, war der Punkt, dass wenn wir Olympia machen, überhaupt diese Gelder und diese Möglichkeiten in unsere Stadt reinkommen. Also Olympia ist eine Chance für Berlin und nicht eine Alternative zur Lösung bestehender Probleme.»
Der Präsident des Landessportbundes Berlin (LSB), Thomas Härtel, wertete das Ja der Münchnerinnen und Münchner zu einer Olympia-Bewerbung als «klares Ja für den Sport in Deutschland». Das sei ein Signal an Sport und Politik: «Wir wollen die Spiele und wir wollen sie für den gesamten Sport. Das gilt in München wie in Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Berlin. Dafür sein ist alles – gemeinsam für ein Ziel.»
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