Borussia Mönchengladbachs neuer Sportchef Rouven Schröder war nach seinem ersten Spiel beim Krisen-Club gleich als Aufbauarbeiter gefragt. «Im Endeffekt brauchst du direkt nach dem Spiel keine großen Reden schwingen. Unterstützung ist angesagt», sagte der 50-Jährige in der Sportschau über seine Eindrücke aus der Kabine nach dem enttäuschenden 1:3 beim 1. FC Union Berlin.
Das Spiel dürfte Schröder erneut deutlich gezeigt haben, wie bedrohlich die Situation beim Club vom Niederrhein ist. Saisonübergreifend haben die Fohlen in der Liga seit 14 Spielen nicht gewonnen – Vereins-Negativrekord. Die Borussia holte aus den letzten sieben Auswärtsspielen nur zwei der 21 möglichen Punkte und steckt ganz tief im Tabellenkeller. Am kommenden Wochenende geht es zu Hause gegen Rekordmeister FC Bayern.
Rückstand mit Ansage
«Das Spiel hat einiges gezeigt, was gut war, aber natürlich auch was nicht gut war, gerade der Start in so ein Spiel. Das wird jetzt nach und nach aufgearbeitet», sagte Schröder, der unter der Woche als Nachfolger des zurückgetretenen Roland Virkus präsentiert wurde, nach der Partie bei Union noch recht diplomatisch.
Trainer Eugen Polanski wurde da schon deutlicher. «Ein sehr ernüchternder Abend für uns. Wir haben uns extrem viel genommen, noch mal mehr als in den ersten drei Bundesliga-Spielen unter meiner Regie», sagte der 39-Jährige. «Wir verlieren das Spiel in den ersten 15 Minuten.» Dabei habe sein Team gewusst, was auf es zukomme.
Unions Erfolgsrezept war keinesfalls überraschend. Mit viel Intensität, starken Standards und effizienten Abschlüssen sicherten sich die Berliner die drei Punkte. Und erwischten die Gladbacher Profis damit doch irgendwie auf dem falschen Fuß. «Wenn ich die Entstehung der Ecke sehe, die zum 1:0 führt, ist das das Gegenteil von dem, was wir machen wollten», sagte Polanski.
Ansah tanzt, Gladbach schaut zu
Danilho Doekhi wurde beim Kopfball zur Führung dann kaum gestört. Beim 2:0 umdribbelte Ilyas Ansah fast die gesamte Hintermannschaft der Fohlen ohne große Probleme und schoss an den Innenpfosten. Doekhi schaltete am schnellsten und grätschte zum Doppelpack ein.
Und beim entscheidenden dritten Treffer klärte Ex-Unioner Marvin Friedrich den Ball direkt vor die Füße von Rani Khedira, der komplett ungedeckt war. «Das ist einfach nicht genug. Wie die Tore dann fallen – das ist viel zu leicht», sagte ein verärgerter Rocco Reitz, der das Team als Kapitän aufs Feld geführt hatte. «Ich hoffe, es ist jedem bewusst, welche Fehler er heute gemacht hat. Wir werden das aufarbeiten, aber das darf einfach nicht passieren.»
Auch Schröder erklärte: «Das sind natürlich Dinge, die richtig, richtig wehtun. Und trotzdem ist es klar, dass wir den Kopf oben halten müssen.»
Gegen Bayern hilft nur Mut
Von Abstiegskampf wollte Polanski zu diesem Zeitpunkt der Saison noch nicht sprechen. Offenbar sieht er aber Bedarf, noch mehr voranzugehen. «Anscheinend müssen wir noch mehr Feuer reinbringen vor dem Spiel. Vielleicht sind sie zu leise als Charaktere», sagte der Coach über seine Spieler. «Dann sehe ich es als meine und unsere Aufgabe, noch ein bisschen klarer zu definieren, wie wir ins Spiel reingehen müssen.»
Club und Mannschaft wollen es mit dem bisherigen Interimstrainer Polanski schaffen. Schröder stärkte dem 39-Jährigen auch nach Spielende den Rücken. «Wir sind nicht blauäugig, aber trotzdem klar: Eugen ist unser Trainer», sagte der Sportchef. Positiv kann gesehen werden, dass das kriselnde Team nach dem frühen 0:2 nicht auseinanderbrach, sondern in der zweiten Halbzeit sogar auf den Ausgleich drückte.
Doch bald werden die Ergebnisse kommen müssen, daran ließ auch Schröder keine Zweifel. Auch wenn am kommenden Wochenende ein FC Bayern in absoluter Topform an den Niederrhein kommen dürfte. «Wir spielen zu Hause, das Spiel geht bei null los», sagte Schröder. Mit absoluter Leidenschaft und Mut sei im ausverkauften Borussia-Park vielleicht etwas möglich.
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