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Digitale Teilhabe statt Zettelwirtschaft: Bayreuth macht Integration greifbar

In Bayreuther zeigt sich, wie digitale Lösungen Integration im Alltag erleichtern können. / Foto: Adrian Infernus auf Unsplash.com
In Bayreuther zeigt sich, wie digitale Lösungen Integration im Alltag erleichtern können. / Foto: Adrian Infernus auf Unsplash.com

Bayreuth zeigt mit der Integreat-App, wie Integration digital gelingen kann: mehrsprachig, offline nutzbar, datensparsam und praxisnah – für echte Teilhabe statt Papierchaos.

Wer sich neu in einem Land zurechtfinden muss, steht vor einem Berg an Fragen. Wie finde ich eine Wohnung? Wo kann ich Sprachkurse besuchen? Welche Rechte habe ich beim Arztbesuch oder beim Amt? In Bayreuth sollen Zugewanderte diese Antworten nicht mehr auf verstreuten Merkblättern, in Warteschlangen oder durch Zufall erhalten – sondern direkt auf dem Smartphone. Die Integreat-App macht es möglich. Was zunächst wie ein typisches Digitalprojekt klingt, ist in Wahrheit ein Beispiel dafür, wie moderne Integrationsarbeit aussehen kann: niederschwellig, mehrsprachig, datensensibel.

Orientierung auf einen Blick – in zwölf Sprachen

Seit 2018 setzt Bayreuth auf die Integreat-App, um Zugewanderten den Einstieg in den neuen Alltag zu erleichtern. Die Anwendung bündelt Informationen zu Arbeit, Wohnen, Bildung, Gesundheit, Freizeit und vielem mehr. Alles ist übersichtlich, mehrsprachig und vor allem offline verfügbar – damit auch Menschen ohne stabiles Internet die Inhalte nutzen können.

Mit derzeit zwölf verfügbaren Sprachen – darunter Arabisch, Ukrainisch, Farsi, Russisch und Türkisch – erreicht die App eine breite Zielgruppe. Sie bietet keine Einzelberatung, ersetzt aber das mühsame Durchforsten von Formularen, Webseiten und Broschüren. Wer neu in Bayreuth ankommt, kann sich mit ein paar Fingertipps orientieren: Wo muss ich hin? Was brauche ich? Welche Stellen helfen weiter?

Kommunen im Schulterschluss

Die Idee hinter Integreat ist nicht auf Bayreuth beschränkt. Die App wurde von der Digitalfabrik „Tür an Tür“ gemeinsam mit mehreren Kommunen entwickelt und wird mittlerweile in über 70 Städten und Landkreisen deutschlandweit genutzt. Das Besondere: Jede Kommune kann ihre Inhalte individuell einpflegen – je nach lokalen Angeboten und Zuständigkeiten. So bleibt die App flexibel und gleichzeitig standardisiert genug, um in der Breite zu funktionieren.

Beim jüngsten Netzwerktreffen in Bayreuth kamen Vertreterinnen und Vertreter aus ganz Bayern zusammen: aus Augsburg, Regensburg, Landshut, Wunsiedel und vielen weiteren Orten. Sie tauschten sich über Erfolgsfaktoren, Herausforderungen und neue Ansätze aus. Dass Bayreuth Gastgeber war, zeigt: Die Stadt nimmt das Thema nicht nur ernst – sie will auch aktiv gestalten.

Integration braucht mehr als Symbolpolitik

Digitale Werkzeuge wie Integreat sind keine Wunderwaffe. Aber sie können ein wichtiger Teil einer ehrlichen, handlungsfähigen Integrationsstrategie sein. Wer denkt, Integration passiere von allein, unterschätzt die Komplexität. Sprache, rechtliche Rahmenbedingungen, kulturelle Orientierung, soziale Anbindung – das alles lässt sich nicht mit einer App lösen. Aber man kann Barrieren abbauen, Informationslücken schließen und Eigeninitiative fördern. Genau das macht Integreat.

Die Stadt Bayreuth setzt dabei auf eine enge Zusammenarbeit zwischen Verwaltung, Integrationsbeauftragten und zivilgesellschaftlichen Akteuren. Der Oberbürgermeister selbst betont die Wichtigkeit digitaler Teilhabe. Und die Verantwortlichen vor Ort wissen: Nur wenn die App aktuell, verständlich und vertrauenswürdig bleibt, erfüllt sie ihren Zweck.

Nutzerfreundlich heißt auch: respektvoll mit Daten umgehen

Nutzerfreundlichkeit heißt heute mehr als nur gutes Design – es geht auch um Vertrauen. In vielen digitalen Bereichen ist der Wunsch nach mehr Kontrolle über die eigenen Daten deutlich spürbar. Plattformen, die bewusst auf datensparsame Prozesse setzen, stoßen deshalb auf großes Interesse.

Im Bereich der digitalen Unterhaltung zeigen beispielsweise auch anonyme Online Casinos, wie stark der Trend zur anonymen Nutzung zugenommen hat – ob aus Datenschutzgründen oder zur Wahrung der Privatsphäre. Solche Erwartungen übertragen sich zunehmend auch auf öffentliche Dienste: Wenn digitale Integrationsangebote wie Integreat erfolgreich sein sollen, müssen sie technisch sicher, sprachlich barrierefrei – und sensibel im Umgang mit Nutzerdaten sein.

Die gute Nachricht: Integreat fragt keine personenbezogenen Daten ab. Es gibt keine Registrierung, kein Tracking, keine versteckten Zugriffe. Wer will, kann alle Inhalte offline nutzen, ohne digitale Spuren zu hinterlassen. Das schafft Vertrauen – gerade bei Menschen, die oft schlechte Erfahrungen mit Behörden oder restriktiven Systemen gemacht haben.

Digitalisierung ernst nehmen – nicht nur als Imagepflege

Bayreuths Einsatz der Integreat-App zeigt, was passiert, wenn Digitalisierung nicht als reines Schlagwort, sondern als Werkzeug gedacht wird. Es geht nicht darum, Prozesse zu digitalisieren, damit sie schicker wirken. Es geht darum, echte Probleme besser zu lösen. Zugewanderte brauchen Orientierung, schnelle Informationen und das Gefühl, nicht allein gelassen zu werden. Eine App allein ersetzt kein Gespräch – aber sie kann Türen öffnen.

Gleichzeitig wirft das Projekt Fragen auf, die weit über Bayreuth hinausgehen: Wie gelingt es Kommunen, digitale Angebote dauerhaft aktuell zu halten? Wer pflegt Inhalte, sorgt für Übersetzungen, verbessert Strukturen? Hier sind Ressourcen gefragt – finanziell und personell. Wenn diese fehlen, wird aus einem guten Ansatz schnell ein toter Link auf dem Homescreen.

Auch der Zugang zur Technik ist nicht selbstverständlich. Nicht jede neu angekommene Person besitzt ein Smartphone mit genug Speicherplatz oder Datenvolumen. Deshalb braucht es ergänzende Angebote – etwa durch digitale Infopoints in Behörden oder gedruckte Versionen wichtiger Informationen.

Alltagsnähe zählt mehr als Vision

Das Beispiel Bayreuth zeigt, dass Integration nicht nur in großen Reden, sondern im Kleinen spürbar wird – dort, wo digitale Tools den Alltag einfacher machen. Wenn eine App wie Integreat es schafft, Unsicherheit zu reduzieren, Orientierung zu geben und Menschen auf Augenhöhe zu begegnen, dann ist das ein echter Fortschritt. Kein großer, dramatischer Schritt. Aber einer, der zählt.

Denn Integration ist keine einmalige Aufgabe, sondern ein dauerhafter Prozess. Sie gelingt nicht durch politische Programme allein, sondern durch Alltagserfahrungen. Und genau hier setzen Initiativen wie Integreat an: pragmatisch, nutzerorientiert und auf Vertrauen bedacht.

Bayreuth zeigt, wie moderne Integrationsarbeit aussehen kann – wenn man zuhört, offen bleibt und den Mut hat, neue Wege zu gehen. Nicht als Ersatz für persönliche Begegnung, sondern als Brücke dorthin. Und diese Brücken brauchen wir heute mehr denn je.