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Die wirtschaftlichen Auswirkungen großer Fußballereignisse auf lokale Unternehmen

Fußballgroßereignisse setzen lokale Wirtschaftskreisläufe kurzfristig spürbar in Bewegung. / Foto: pixabay.com
Fußballgroßereignisse setzen lokale Wirtschaftskreisläufe kurzfristig spürbar in Bewegung. / Foto: pixabay.com

Wie EM und WM lokale Unternehmen beeinflussen: Umsatzschübe, Branchengewinne, regionale Unterschiede und die realen Grenzen kurzfristiger Turniereffekte.

Wenn große Fußballturniere wie EM oder WM eine Stadt in Ausnahmezustand versetzen, merkt man das fast sofort im Kassenbereich vor Ort. Hotels, Kneipen, Supermärkte, der kleine Kiosk an der Ecke, sie alle nehmen meist mehr ein, sobald die eigene Nationalelf im Land spielt. In Deutschland meldete OpenTable für die EM 2024 einen Anstieg der Restaurantreservierungen um etwa 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Public-Viewing-Veranstalter, Taxiunternehmen und Läden rund ums Stadion berichten oft von Rekordtagen. Das klingt gut, ist aber in der Regel zeitlich knapp gesteckt, denn nach dem letzten Pfiff rutscht das Geschäftsvolumen häufig wieder auf Normalmaß, manchmal abrupt. Was davon bleibt, ist unklarer als viele Werbebroschüren versprechen.

Direkte Umsatzgewinne in den Gastgeberstädten

Die unmittelbaren Umsatzschübe fallen, soweit belegbar, erheblich aus. Eine Auswertung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung verortet den Zusatzumsatz in Austragungsorten bei Turnieren wie der EM 2024 nicht selten im Milliardenbereich. Laut Statista sorgen vor allem anreisende Fans aus dem Ausland für eine lokale Belebung von bis zu 1,5 Mrd. Euro. Wochen vor dem Anpfiff ziehen Buchungen in Bars, Restaurants und Hotels spürbar an, Reservierungslisten sind mitunter lange vorher dicht. An Spieltagen steigt der Absatz von Getränken und Speisen um bis zu 30 Prozent; auch Tabak- und Geschenkeläden melden Spitzenzeiten. Wer direkt am Stadion oder an großen Fanmeilen sitzt, dürfte überdurchschnittlich profitieren, was plausibel klingt. In kleineren Städten ist der Effekt messbar, bleibt aber meist auf bestimmte Viertel begrenzt.

Beschäftigungseffekte und digitale Märkte wachsen

Wo mehr Gäste auftauchen, entstehen kurzfristig Jobs im Gastgewerbe, im Handel und im Tourismus, besonders sichtbar in Hotels, auf Fanmeilen und bei Sicherheitsdiensten. Untersuchungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sprechen für mehrere zehntausend Saisonstellen zur EM 2024, überwiegend befristet und nicht selten in Teilzeit. Der digitale Bereich legt parallel zu, teils rasch. Besonders Anbieter rund ums online Fußball wetten registrieren nachweislich erhöhte Aktivitäten, wie die europäische Gambling Capital-Studie für 2024 bestätigt. Umsätze steigen während der Turnierwochen, befeuert durch mobiles Tippen. Die meisten dieser Ausschläge bleiben auf die Dauer des Events begrenzt.

Branchen profitieren in unterschiedlichem Maß

Das Gastgewerbe liegt beim Umsatz vorn, doch auch der Einzelhandel, Veranstalter und sogar Bauunternehmen greifen zeitweise größere Aufträge ab. Hotels melden nicht selten monatelange Vollauslastung, Flächen in Stadtnähe werden zu hohen Preisen vermarktet. Im Handel schnellen Verkäufe von Fanartikeln, Bier und Snacks rund um Stadien oder Fanzonen spürbar hoch. Selbst Bäckereien und Imbissstände sehen an Spieltagen Zuwächse von etwa 15 bis 25 Prozent. Maßnahmen in Stadionsanierungen sowie Verkehrsanbindungen beleben die lokale Bauwirtschaft vor allem in den Jahren vor dem Turnier; Beispiele in München oder Dortmund deuten das an. Danach kippt die Lage oft zügig zurück in den Normalmodus, bei Personal wie bei Umsätzen. Ein dauerhafter Hebel zeigt sich nur gelegentlich.

Regionale Unterschiede und Schattenseiten spürbar

Metropolen wie Berlin oder Köln ziehen viele internationale Besucher und Kameras an, was die Wahrnehmung verzerrt. In kleineren Spielorten ist der prozentuale Anstieg zwar spürbar, konzentriert sich aber häufig auf einzelne Branchen oder Straßenzüge. Gastronomen und Händler nahe am Stadion berichten von sehr guten Tagen, während Betriebe außerhalb der Eventzonen kaum etwas davon sehen. Als Kehrseite gelten steigende Mieten und Verkaufspreise, was Anwohner und kleine Unternehmen unter Druck setzen kann. Hinzu kommen überfüllte Innenstädte, mehr Umweltbelastung und eine temporäre Abschreckung regulärer Kundschaft, worauf der Handelsverband immer wieder verweist. Nach Abpfiff fällt die Frequenz zurück Richtung Vorkrisenniveau, manchmal darunter, so die Rückmeldungen aus den Verbänden.

Verantwortungsvolles Handeln bei erhöhtem Umsatzdruck

Große Turniere treiben die Kassen kurzfristig an und werfen gleichzeitig Fragen nach langfristigem Nutzen und nach Verantwortung auf. Gerade beim Thema Fußballwetten sollte das Angebot vorsichtig genutzt werden. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung rät zu einem nüchternen Blick auf das eigene Spielverhalten, am besten mit klaren Grenzen. Nachhaltiger Erfolg für lokale Unternehmen entsteht eher, wenn nach dem Event gezielt investiert wird und ein robustes Umfeld gepflegt bleibt. Ein kurzer Umsatzkick taugt schlecht als Geschäftsmodell und sollte nicht zu Entscheidungen führen, die der lokalen Bevölkerung später auf die Füße fallen.

Glücksspiel kann süchtig machen. Sportwetten sollten nur von Personen über 18 Jahren und ausschließlich im Rahmen legaler, lizenzierter Angebote genutzt werden. Setzen Sie sich persönliche Limits, achten Sie auf Ihr Spielverhalten und holen Sie im Zweifel frühzeitig Hilfe ein.