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Gedenkstättenleiter: Umdeutung der Geschichte gefährlich

Der Historiker Axel Drecoll sieht in der Erinnerungsarbeit einen wichtigen Beitrag zur Wahrung der Demokratie heute. (Archivbild) / Foto: Annette Riedl/dpa
Der Historiker Axel Drecoll sieht in der Erinnerungsarbeit einen wichtigen Beitrag zur Wahrung der Demokratie heute. (Archivbild) / Foto: Annette Riedl/dpa

Im Frühjahr 1945 fanden die Befreier der Konzentrationslager Sachsenhausen und Ravensbrück das Grauen vor. Die Erinnerung berge wichtige Lehren für heute, sagt der Historiker Axel Drecoll.

80 Jahre nach der Befreiung des nationalsozialistischen Konzentrationslagers Sachsenhausen warnt Gedenkstättenleiter Axel Drecoll vor einer Umdeutung der deutschen Geschichte. «Wir tun alles, was in unserer Macht steht, um auf die Gefahr hinzuweisen, Geschichte zu relativieren und Fundamente unserer Demokratie anzugreifen», sagte Drecoll dem rbb. 

Geschichtsrevisionismus gehe in der Regel einher «mit fremdenfeindlichen, mit vielfaltfeindlichen Einstellungen», sagte Drecoll. Dahinter stehe die Vorstellung einer homogenen Gesellschaft, aus der alles ausgeschlossen werden solle, was fremd oder anders sei. «Das halten wir für sehr gefährlich und versuchen selbstverständlich, durch unsere Stimmen und auch mit dem, was wir vor Ort machen, auf diese Zusammenhänge zumindest in Diskussionen einzugehen.»

Brandenburg begeht an diesem Wochenende den 80. Jahrestag der Befreiung der Konzentrationslager Sachsenhausen und Ravensbrück. Die Befreier von Sachsenhausen hätten damals unbeschreibliches Elend vorgefunden, sagte Drecoll. 

Weil es nur noch wenige Zeitzeugen gebe, werde sich das Erinnern daran verändern, sagte der Historiker. Für die Arbeit der Gedenkstätte seien sie wichtige Bezugspunkte und moralische Instanzen gewesen. Dennoch gebe es Mittel und Wege, die NS-Aufarbeitung weiterzutragen.

Die heutige Demokratie in Deutschland sei ein «Erfahrungswert aus der nationalsozialistischen Vergangenheit», sagte der Historiker. «Unser Grundgesetz ist herausgeschrieben worden aus den furchtbaren Erfahrungen mit den NS-Gräueln. Man kann zeigen, wie fragil unsere Demokratie ist, wie verwundbar sie ist.»

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