Ein Kunsthändler, der gefälschte Ölgemälde zur Versteigerung gegeben haben soll, hat die Vorwürfe vor einem Berliner Amtsgericht zurückgewiesen. Die in der Anklage genannten Werke des polnisch-französischen Grafikers und Malers Louis Marcoussis und seiner Ehefrau Alice Halicka-Marcoussis habe er für echt gehalten, er habe sie vor Jahren auf dem internationalen Kunstmarkt ersteigert, erklärte der Verteidiger des 64-Jährigen. Selbst Experten seien nicht davor gefeit, auf Fälschungen hereinzufallen.
Die Anklage gegen den polnischen Kunsthändler und Sammler lautet auf gewerbsmäßigen Betrug und Urkundenfälschung. Die Gemälde seien zu Erlösen zwischen 12.000 Euro und 21.000 Euro versteigert worden. Der 64-Jährige soll insgesamt einen Erlös von 91.000 Euro erlangt haben. Mitangeklagt vor dem Amtsgericht Tiergarten ist ein 45-jähriger Taxifahrer, der in einem Fall beteiligt gewesen sein soll.
Farbe, die es erst nach dem Tod des Künstlers gab?
Laut Anklage soll der Kunsthändler fünf gefälschte Werke von Louis Marcoussis zwischen August 2019 und Oktober 2020 über zwei Berliner Auktionshäuser veräußert haben. Zudem soll er mit dem 45-Jährigen ein gefälschtes Gemälde von Alice Halicka-Marcoussis an ein Auktionshaus übergeben haben.
Die Originale wurden in der Zeit von 1914 bis 1932 erschaffen. Der mutmaßliche Betrug wurde laut Staatsanwaltschaft erst über Gutachten der Polizei bekannt. So sollen sogenannte anachronistische Farbpigmente entdeckt worden sein. Es wurde also vermutlich Farbe verwendet, die erst nach dem Tod der Künstler auf den Markt kam.
Der Anwalt des Kunsthändlers erklärte weiter, sein Mandant sei auf dem internationalen Kunstmarkt aktiv gewesen, er sei ein angesehener Galerist und Sammler – «er ist als Käufer exklusiver Kunstwerke bei renommierten Auktionshäusern aufgetreten». Die erhobenen Vorwürfe seien falsch.
Auch der Mitangeklagte wies die Vorwürfe über seine Verteidigerin zurück. Der Taxifahrer habe den Kunsthändler oft gefahren und auch bei einem größeren Umzug geholfen. Eines der Bilder, um die es im Prozess geht, sei ein «Geschenk aus Verbundenheit» gewesen. Weil der Taxifahrer keine Verwendung für das Gemälde gehabt habe, habe er es verkaufen wollen.
Ein erster Prozessanlauf in dem Verfahren war Anfang des Jahres gescheitert. Wann es zu einem Urteil des Amtsgerichts kommt, ist noch offen.
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