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SED-Opferbeauftragte: Wissen über DDR als Diktatur stärken

Die SED-Opferbeauftragte Evelyn Zupke ist überzeugt: Die Mühen der Einheit haben sich gelohnt.  / Foto: Kay Nietfeld/dpa
Die SED-Opferbeauftragte Evelyn Zupke ist überzeugt: Die Mühen der Einheit haben sich gelohnt. / Foto: Kay Nietfeld/dpa

Die deutsche Vereinigung 1990 brachte im Osten auch Enttäuschung. Aber Evelyn Zupke hält dagegen: Alle Mühen und Herausforderungen nach Ende des SED-Regimes haben sich gelohnt.

35 Jahre nach der Deutschen Einheit mahnt die SED-Opferbeauftragte Evelyn Zupke, den Charakter der DDR als Diktatur nicht zu vergessen. «Unser Wissen über die Diktatur und vor allem auch über deren Folgen muss weiter wachsen», sagte die frühere Bürgerrechtlerin bei der Vorstellung ihres Jahresberichts 2025. 

Konkret schlug sie vor, Geld aus dem schuldenfinanzierten Milliarden-Sondervermögen für Infrastruktur für Gedenkstätten zu verwenden. «Jeder Euro in das Gedenken und Erinnern ist eine Investition in unsere Demokratie», sagte Zupke. An einigen Einrichtungen müssten etwa Gebäude saniert werden. Sie fürchte, dass die Institutionen nicht auskömmlich finanziert seien. 

Ihre zweite Forderung: Der Bundestag soll im Haushalt Geld für das Mahnmal für die Opfer des Kommunismus bewilligen, das zwischen Kanzleramt und Bundestag in Berlin entstehen soll.

Demokratie oder Diktatur – egal?

Zupke zeigte sich sehr beunruhigt, dass in Umfragen mehr als die Hälfte der Menschen in Ostdeutschland sagten, sie hätten keinen politischen Einfluss und wir lebten nur scheinbar in einer Demokratie. «Ob Demokratie oder Diktatur, eigentlich ist es doch egal», gab sie die Stimmung wieder. Nach der deutschen Vereinigung 1990 hätten viele Menschen Härten erlebt. Doch vieles sei Folge der DDR-Zeit, es sei es wichtig, Ursache und Wirkung nicht zu verwechseln, sagte Zupke.

Ihre Aufgabe sei es, die Perspektive der politisch Verfolgten in der DDR einzubringen, sagte Zupke. «Für mich als Opferbeauftragte haben sich die Mühen und Herausforderungen der Wiedervereinigung für jeden einzelnen politischen Häftling, der heute in Freiheit leben kann, mehr als gelohnt.»

Lage der SED-Opfer verbessert

Die Lage der früher politisch Verfolgten hat sich nach ihren Worten seit einer Reform der Entschädigungsleistungen Anfang des Jahres entscheidend verbessert. So wurden Opferrenten erhöht, und sie hängen nicht mehr davon ab, ob Betroffene arm sind. 

Damit werde die Leistung zu einer «echten Ehrenpension», sagte Zupke. Menschen mit beruflichen Nachteilen können höhere Ausgleichsleistungen bekommen, Gesundheitsschäden infolge von Repressalien sollen einfacher anerkannt werden. «Was für eine Erleichterung für die Betroffenen», sagte Zupke.

Zupke geht nach früheren Angaben von einer sechsstelligen Zahl von SED-Opfern aus, darunter 250.000 Haftopfer und etwa 136.000 Menschen, die in Kinderheimen oder auf Jugendwerkhöfen untergebracht waren. Hinzu kämen weitere Opfergruppen, darunter bis zu 10.000 Menschen, die als Minderjährige Opfer von Staatsdoping wurden. 

Zupke nannte auch Frauen, die wegen Verdachts auf Geschlechtskrankheiten in geschlossene Klinikstationen eingewiesen wurden, und Frauen, die bei der Vitamin-D-Gabe durch verseuchte Ampullen mit Hepatitis C infiziert wurden – «ein Medizinskandal, der in der DDR über Jahre vertuscht wurde».

Jahresbericht am Gedenktag 17. Juni

Zupke ist seit 2021 erste Bundesbeauftragte für die Opfer der SED-Diktatur beim Deutschen Bundestag. Die Veröffentlichung ihres Berichts fällt zusammen mit dem Jahrestag des DDR-Volksaufstands am 17. Juni 1953. 

Damals protestierten rund eine Million Menschen in Ost-Berlin und an etwa 700 weiteren Orten der DDR gegen Arbeitsbedingungen und forderten freie Wahlen sowie die Einheit Deutschlands. Die DDR-Führung und sowjetische Besatzungstruppen beendeten die Proteste gewaltsam. Mindestens 55 Menschen wurden getötet und 15.000 festgenommen.

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