loading

Nachrichten werden geladen...

Veröffentlicht mit CMS publizer®

Verleimt statt gebogen: Tischler bauen neuen Spreewaldkahn

Der Spreewaldkahn von Andreas Zimmer (l) und Marcel Müller besteht aus verleimten Holzplatten. / Foto: Patrick Pleul/dpa
Der Spreewaldkahn von Andreas Zimmer (l) und Marcel Müller besteht aus verleimten Holzplatten. / Foto: Patrick Pleul/dpa

Zwei Tischler aus Straupitz haben eine neue Bauweise für den traditionellen Spreewaldkahn entwickelt. Sie reagieren damit auf moderne Herausforderungen.

Ein traditionsreiches Symbol des Spreewalds bekommt eine Neuinterpretation: Zwei Tischler aus Straupitz haben einen neuartigen Spreewaldkahn gebaut – nicht traditionell aus einem einzigen langen Holzstück, sondern aus verleimten Holzplatten. «Wir wollen nicht, dass der Holzkahn ausstirbt», sagt Marcel Müller von der Tischlerei Vollholzschmiede. 

«Die Seiten eines traditionellen Kahns bestehen aus einem einzigen langen Holzstück, das über Feuer gebogen wird», erklärt er. Doch genau dieses lange, hochwertige Holz sei heute kaum noch zu beschaffen. 

Statt massiver Bohlen nutzt die Tischlerei daher kleinere Furnierblätter, die kreuzweise verleimt und in Form gepresst werden. Das Ergebnis: ein formstabiler, spannungsfreier Kahn. Das Verfahren stamme aus dem Bootsbau, so Müller. 

Prototyp ist erst einmal untergegangen

Der erste Prototyp misst 6,5 Meter und wurde kürzlich zu Wasser gelassen. «Der Kahn ist natürlich erst einmal untergegangen wie jeder traditionelle Kahn», erzählt Müller. Das sei aber ganz normal, denn im Wasser quelle das Holz auf, daher sei das Holz jeweils mit Abstand verschraubt. Erst durch das Aufquellen werde der Boden dicht. 

Der Spreewaldverein begrüßt die Innovation: «Es ist absolut unterstützenswert, dass sich hier jemand mit der Verfügbarkeit von Rohstoffen auseinandersetzt und neue Wege geht, um den Spreewaldkahn zukunftsfähig zu machen», sagt Geschäftsführerin Melanie Kossatz. Der Verein hatte zuvor maßgeblich daran mitgewirkt, dass der Bau und die Nutzung des Spreewaldkahns als immaterielles Kulturerbe anerkannt wurde. 

Die neue Bauweise könnte eine Nische für Liebhaber traditioneller Holzkähne schaffen – insbesondere in einer Zeit, in der Aluminiumkähne aus wirtschaftlichen Gründen dominieren. Erste Aufträge seien bereits eingegangen, sagt Müller: «Es gibt Menschen, die Holz lieben – genau wie wir.»

Zusammenarbeit mit BTU Cottbus geplant

Noch ist aber nicht alles ausgereift. Die Beschichtung des Kahns, derzeit ein natürlicher Wurzelteer aus Schweden, stellt die Entwickler vor Herausforderungen. «Früherer Holzteer ist nicht mehr zugelassen und die neuen Mittel sind nicht so haltbar», erläutert Müller. Dennoch ist die Tischlerei optimistisch und plant eine Zusammenarbeit mit der BTU Cottbus, um weitere Lösungen zu entwickeln.

Einst waren Einbäume unterwegs

Der Spreewaldkahn ist eine Weiterentwicklung des Einbaums, der noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts in Gebrauch war. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann man Kähne aus mehreren Längs- und Querbrettern herzustellen. Ab 1966 kam Stahlblech als neuer Werkstoff zum Einsatz. 1973 wurden die ersten Aluminiumkähne hergestellt, heißt es in einer Beschreibung zum Kulturerbe. 

Heute gibt es demnach nur noch drei Tischlereibetriebe, die gewerblich Holzkähne herstellen und drei Metallbaubetriebe, die Spreewaldkähne aus Aluminium anfertigen.

Copyright 2025, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten