Berlins neue Kultursenatorin Sarah Wedl-Wilson ist in der Kulturverwaltung kein neues Gesicht: Sie kennt das Haus längst als bisherige Kulturstaatssekretärin und gilt auch als bestens vertraut mit der Berliner Kulturlandschaft. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner hat sie im Roten Rathaus als Nachfolgerin von Joe Chialo (beide CDU) vorgestellt, der erst am Freitag als Kultursenator zurückgetreten war.
Wegner sagte über Wedl-Wilson, sie kenne die Herausforderungen in der Berliner Kultur. «Wir wollen die hohe Qualität der Kultureinrichtungen erhalten», betonte er. Im CDU-Präsidium habe es breiteste Unterstützung für seinen Personalvorschlag gegeben.
Am Wochenende hatte der Deutsche Kulturrat dafür plädiert, Wegner solle das Amt selbst zusätzlich übernehmen - so wie etwa der frühere Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Mit seiner Entscheidung für Wedl-Wilson hat Wegner schnell Klarheit in dieser Angelegenheit geschaffen.
Senatorin ohne CDU-Parteibuch
Anders als Chialo hatte Wedl-Wilson keine Auftritte mit einer Metalband. Sie gilt als hervorragende Violinistin. Ein weiterer Unterschied: Die neue Senatorin hat anders als ihr Vorgänger kein Parteibuch.
«Mir ist bewusst, dass Sarah Wedl-Wilson kein CDU-Mitglied ist», sagte Wegner dazu. Er wolle das ausdrücklich noch einmal betonen: Beim Aufstellen der Senatsmannschaft gehe es ihm nicht um Parteibücher, sondern um Kompetenz. «Und die bringt Sarah Wedl-Wilson mit.»
Die neue Senatorin hat einen österreichischen Pass
Nicht nur das Parteibuch fehlt ihr: Wedl-Wilson, die 1969 in Großbritannien geboren wurde und dort aufgewachsen ist, hat auch keine deutsche Staatsbürgerschaft - ein äußerst seltener Fall für Regierungsmitglieder. Nach dem Brexit habe sie die österreichische Staatsbürgerschaft angenommen, um Europäerin zu bleiben, erklärte sie.
Um den deutschen Pass zu bekommen, sei sie damals noch nicht lange genug in Berlin gewesen, wo sie ab 2019 Rektorin der Berliner Hochschule für Musik Hanns Eisler war. Zuvor hatte sie mehrere Jahre in Österreich gelebt und als Kulturmanagerin gearbeitet. Nach dem Start des schwarz-roten Senats Ende April 2023 wechselte sie in die Kulturverwaltung.
Wegner trat Bedenken entgegen, der fehlende deutsche Pass könne ein Problem sein: «Wir haben uns das nochmal angeschaut», sagte er. Wedl-Wilson erfülle alle Voraussetzungen für ein Senatorenamt. Sie werde Beamtin auf Lebenszeit.
Viele der Probleme, die in der Kulturverwaltung auf sie zukommen, kennt sie bereits: Zusammen mit Wegner hat sie auch regelmäßig an den Treffen etwa mit Vertretern der Theater im Rahmen des sogenannten Kulturdialogs teilgenommen.
Wegner hat das Gespräch gesucht, nachdem gerade aus der Kulturszene Protest und Misstrauen die Folge der schwarz-roten Sparpolitik waren. Bei dem Dialog gehe es um die Sicherung und die Stabilisierung der Kulturlandschaft in Berlin, sagte Wedl-Wilson.
Wegner lobt die Neue als Kommunikationstalent
Wegner sprang ihr zur Seite: Es sei das Ziel des Regierenden Bürgermeisters und des Senats, keine Einrichtungen zu schließen. Allerdings muss sich auch die neue Kultursenatorin darauf einstellen, dass angesichts knapper Kassen weitere Einsparungen im Kulturetat drohen.
Die Diskussionen dürften nicht einfacher werden. Aus Wegners Sicht ist die erfahrene Kulturmanagerin genau die Richtige dafür: Er habe schnell gemerkt, dass Wedl-Wilson ein hohes Vertrauen bei den Kulturschaffenden der Stadt genieße, sagte er. Sie sei jemand, der hervorragend kommunizieren könne. «Und genau das braucht es jetzt. »
Chialo hatte zur Begründung für seinen Rücktritt unter anderem auf die Sparzwänge in der Berliner Kultur hingewiesen. Der Senat hatte im vergangenen Jahr einschneidende Kürzungen im gesamten Haushalt 2025 beschlossen. Ein mehrfach zu hörender Vorwurf an den Kultursenator lautete, sich in den Haushaltsverhandlungen nicht genug für die Interessen der Branche eingesetzt zu haben.
Chialo war auf Bundesebene als möglicher Nachfolger von Claudia Roth (Grüne) im Amt des Staatsministers für Kultur und Medien im Gespräch. Die CDU hatte allerdings Anfang vergangener Woche mitgeteilt, dass der Medienunternehmer Wolfram Weimer diese Aufgabe übernehmen soll. Von Wedl-Wilson sind solche Ambitionen nicht bekannt.
Gewerkschaft fordert Neustart in der Kulturpolitik
Die Gewerkschaft Verdi forderte einen Neustart in der Kulturpolitik. Die massiven Kürzungen im Bildungsbereich und die Planungen zur Ausgliederung der öffentlichen Berliner Bühnen drohten die Berliner Kulturlandschaft nachhaltig zu schädigen. «Die neue Senatorin Sarah Wedl-Wilson muss die Ausgliederungspläne für die Berliner Bühnen sofort stoppen.»
Aus der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus kam die Forderung, sie müsse jetzt Durchsetzungskraft zeigen. «Die massiven Kürzungen der letzten Monate haben die Kultur unserer Stadt im Mark getroffen.»
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