Hertha BSC steht vor einer Saison, die für viele Fans richtungsweisend sein könnte. Nach einer enttäuschenden Zweitliga-Spielzeit 2024/25 richtet sich der Blick nun nach vorn – und zwar selbstbewusst. Mit klaren Zielen und einem stabilisierten wirtschaftlichen Fundament will der Hauptstadtklub wieder ganz oben angreifen.
Aufbruchstimmung trotz schwieriger Vergangenheit
Trotz der enttäuschenden Vorsaison, in der Hertha zwischenzeitlich sogar um den Klassenerhalt zittern musste, war von Resignation bei der Mitgliederversammlung Ende Mai nichts zu spüren. Im Gegenteil: Präsident Fabian Drescher machte unmissverständlich klar, dass Platz elf nicht dem Anspruch des Klubs entspreche. Stefan Leitl, der im Februar als Trainer übernahm und die Mannschaft stabilisierte, formulierte in seiner Videobotschaft das große Ziel: alles daransetzen, um in die Bundesliga aufzusteigen. Dass dies kein bloßer Wunsch bleibt, machte Leitl von weiteren Investitionen in die Mannschaft abhängig. Auch Drescher betonte, dass man sich mit dem Geleisteten nicht zufriedengeben könne.
Parallel dazu kündigte Finanz-Geschäftsführer Ralf Huschen eine finanzielle Neuausrichtung an. Statt weiter Zinsen für alte Schulden zu zahlen, will Hertha künftig wieder aktiver in Verein und Team investieren. Ein erstes wichtiges Signal war der erfolgreiche Erhalt der Zweitliga-Lizenz. Dank einer Einigung mit den Gläubigern der hochverzinsten Nordic-Bond-Anleihe konnte der Klub der DFL nachweisen, dass die finanziellen Voraussetzungen erfüllt sind. Mit dem Rückenwind dieser Entwicklungen scheint die Basis für einen ernsthaften Aufstiegsangriff gelegt.
Favoritenrolle bei Buchmachern stärkt das Selbstbewusstsein
Auch aus Sicht der Wettanbieter gehört Hertha BSC zu den heißesten Aufstiegsanwärtern der Saison 25/26. Mit einer Quote von 6,0 liegt die „Alte Dame“ vor namhaften Konkurrenten wie Holstein Kiel (7,5), dem SC Paderborn, dem VfL Bochum und Hannover 96. Die klare Favoritenrolle zeigt: Die Buchmacher trauen den Berlinern trotz der jüngsten Rückschläge eine starke Spielzeit zu. Solche Einschätzungen sind keine bloßen Mutmaßungen – in der Vergangenheit erwiesen sich Quoten dieser Art häufig als recht treffsicher.
Wer sich selbst ein Bild vom Markt machen will, wird bei den besten Wettanbietern ohne LUGAS fündig. Dort lässt sich nicht nur das Vertrauen in Herthas Rückkehr ins Oberhaus erkennen, sondern auch, wie hoch das Potenzial dieser Mannschaft eingeschätzt wird. Natürlich garantiert eine gute Quote keinen sportlichen Erfolg – doch für Fans und Verantwortliche bietet sie zumindest Anlass zur Zuversicht.
Diese Schwächen müssen dringend abgestellt werden!
So optimistisch die Prognosen auch ausfallen mögen – wer aufsteigen will, muss sich im Vergleich zur Vorsaison deutlich steigern. In der abgelaufenen Spielzeit blieb Hertha in vielen Bereichen unter den Erwartungen. Zwar lag die Mannschaft laut Expected-Goals-Werten leicht über dem Soll bei den erzielten Toren (49 Tore, +2,1), kassierte aber zu viele Gegentreffer (51 Gegentore, +4,1 im Vergleich zur xG-Erwartung). Auch bei den Punkten blieb man mit 44 Zählern drei Punkte unter dem statistisch Möglichen – was letztlich den enttäuschenden elften Tabellenplatz erklärte.
Besonders in der Offensive war das Missverhältnis eklatant: Trotz gutem Ballbesitz (53,1 % – Rang 4 in der Liga) gelangen nur 4,8 Torschüsse pro Spiel (Rang 9). Bei den herausgespielten Großchancen rangierte Hertha nur auf Platz 12. Zwar gab es viele Ecken (207 – Platz 2), doch die spielerische Durchschlagskraft fehlte oft. Defensiv offenbarte das Team große Disziplinprobleme, insbesondere durch sieben verursachte Elfmeter. Obwohl man in puncto Ballabnahmen, abgefangenen Bällen und Balleroberungen solide Werte vorweisen konnte, reichten diese nicht, um die defensive Instabilität zu kompensieren.
Kader mit Qualität – und Potenzial für mehr
Einen ersten wichtigen Schritt in Richtung Stabilität hat Hertha bei der Personalplanung gemacht. Bereits Ende Mai wurden die Verträge mit Führungsspielern wie Toni Leistner, Michael Cuisance und Fabian Reese verlängert. Leistner überzeugte als verlässlicher Abwehrchef mit starken Defensivwerten (7,1 Torverhinderungen pro 90 Minuten – Platz 2 ligaweit). Cuisance und Reese waren offensiv die tragenden Säulen: Während Cuisance mit 13 Scorern in 32 Spielen glänzte, brachte es Reese trotz Verletzungen auf bemerkenswerte 12 Scorerpunkte in nur 18 Einsätzen.
Zusätzlich mehren sich die Gerüchte um gezielte Verstärkungen. Paul Seguin von Schalke 04 gilt als Wunschspieler fürs zentrale Mittelfeld, während Casper Terho nach seiner Leihe in Paderborn eine offensive Option mit Entwicklungspotenzial darstellt.
Sollte Hertha diese Transfers realisieren und gleichzeitig die Schwachstellen der Vorsaison beheben, scheint ein Angriff auf die oberen Tabellenplätze realistisch. Das Fundament steht – jetzt muss es sportlich unterfüttert werden. Die Aufstiegschancen? So gut wie lange nicht mehr.