Das Museum Utopie und Alltag in Eisenhüttenstadt soll sich nach Plänen der neuen Leiterin Christine Gerbich stärker für junge Leute öffnen - und ab 2029 eine neue Dauerausstellung bieten. «Meine Vision wäre, das Museum in Zukunft zu benutzen, um uns gegenseitig für Geschichte zu begeistern», sagte Gerbich, die am Mittwoch (1. Oktober) die Leitung des Dokumentationszentrums Alltagskultur der DDR und des Kunstarchivs Beeskow übernimmt. Es gehe auch darum, aus der Geschichte zu lernen.
Die Sammlung hat 170.000 Exponate und zeigt Gegenstände aus dem Alltag der DDR - von Zeitschriften über Schallplatten, Kleidung und Bettbezug bis zu Möbeln und Geschirr. Das Land Brandenburg erhöht seine Förderung für das Doku-Zentrum ab nächstem Jahr trotz angespannter Haushaltslage um 80.000 auf 230.000 Euro, wie Kulturministerin Manja Schüle (SPD) ankündigte. Die Laufzeit steigt auf fünf Jahre. Das Kunstarchiv Beeskow wird vom Land mit knapp 177.000 Euro gefördert. Schüle sagte über die Sammlung: «Das ist einzigartig, das werden Sie sonst auch nirgendwo in Deutschland finden.»
Der Landkreis Oder-Spree trägt beide Einrichtungen und unterstützt sie mit rund 547.000 Euro im Jahr. Landrat Frank Steffen (SPD) will, dass das Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR überregional bekannt ist. Das Ziel sei, dass dieser «Standort auch weit über die Grenzen der Stadt hinausstrahlt».
Neue Dauerschau soll 2029 starten
Die neue Leiterin, die sich gegen 28 Mitbewerber durchsetzte und zuletzt bei den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden arbeitete, plant eine neue Dauerausstellung. Sie solle zumindest in Teilen 2029 eröffnen. Daran sollten Menschen mitarbeiten, die ihre Erfahrungen und ihr Wissen beitragen, sagte Gerbich. «Ich halte das gerade für dieses Museum und für diese Sammlung für besonders wichtig.» Im Jahr 2029 werden 40 Jahre Mauerfall gefeiert. Das sei auch der Zeitraum, in der die DDR Bestand hatte, sagte sie. «Ich finde, das ist ein gutes Datum für eine Neueröffnung.»
Das Museum soll nach ihrem Willen stärker als bisher ein Ort der Begegnung sein. «Ich bin davon überzeugt, dass Museen nicht einfach nur da sind, um Objekte zu präsentieren, ich glaube, die können mehr», sagte die neue Leiterin. «Für mich sind Museen soziale Orte, Netzwerke, die Ideen, Menschen, Dinge miteinander verbinden und die viel zum Zusammenhalt der Gesellschaft beitragen können.»
Leiterin: Museum «von nationaler Bedeutung»
Die neue Leiterin plant eine Zusammenarbeit mit anderen Museen in Brandenburg. Im Land gibt es rund 400 Museen. Das Museum Utopie und Alltag ist für Gerbich «durchaus auch von nationaler Bedeutung». Schüle kann sich Kooperationen über die Landesgrenzen hinaus vorstellen.
Im vergangenen Jahr besuchten 8.500 Menschen laut Kulturministerium das Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt, dazu kamen 2.000 Veranstaltungsbesucher. Das Kunstarchiv in Beeskow hat demnach rund 1.000 Besucherinnen und Besucher pro Jahr. Gerbich hofft auf viele Gäste, aber: «Ich warne auch gleichzeitig davor, die Qualität eines Museums an seinen Besuchszahlen allein festzumachen.»
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