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Angriff bei fingiertem Date: Angeklagter gibt Messerstich zu

Ein 23-Jähriger steht nach einem Messerangriff auf einen afghanischen Landsmann wegen versuchten Mordes vor Gericht. (Symbolbild) / Foto: Monika Skolimowska/dpa
Ein 23-Jähriger steht nach einem Messerangriff auf einen afghanischen Landsmann wegen versuchten Mordes vor Gericht. (Symbolbild) / Foto: Monika Skolimowska/dpa

Ein junger Mann verabredet sich über eine Internetplattform. In einem Park wartet er auf die angebliche Chatpartnerin. Doch es taucht ein Bekannter auf, mit dem es vor längerer Zeit einen Streit gab.

Aus Rache soll ein 23-Jähriger einen Bekannten zu einem vermeintlichen Date gelockt und niedergestochen haben. Sechs Monate später hat der mutmaßliche Täter vor dem Berliner Landgericht einen Messerstich zugegeben, den Vorwurf des versuchten Mordes aber zurückgewiesen. Er habe den inzwischen 22-Jährigen mit einem Messer im Gesicht verletzen, ihn aber nicht töten wollen, erklärte der Angeklagte. Als er zu einer Rangelei gekommen sei, habe er «im Reflex zugestochen». Das Opfer wurde durch Stiche in den Rücken schwer verletzt und ist seitdem querschnittsgelähmt.

Der Angeklagte soll sich auf einer Internetplattform als Frau ausgegeben haben, um den wie er aus Afghanistan stammenden Bekannten zu einem vermeintlichen Date zu locken. Am Abend des 9. Dezember 2024 habe er ihn im Schönower Park in Berlin-Zehlendorf aus dem Verborgenen attackiert, heißt es in der Anklage. Er sei auf das Opfer zugelaufen und habe ihm zweimal mit einem Messer in den Rücken gestochen sowie Schnittverletzungen im Gesicht zugefügt. 

Opfer: «Rückenmark wurde durchtrennt»

Nach der Flucht des mutmaßlichen Täters sei es dem Schwerverletzten gelungen, mit seinem Telefon den Notruf zu wählen. Er wurde in einem Krankenhaus notoperiert. Der 22-Jährige sagte im Prozess, er sei in der Klinik aufgewacht. «Ärzte sagten, dass das Rückenmark durchtrennt wurde, es gibt keine Chance», so der junge Mann, der nun auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Für ihn sei das Leben «nicht mehr richtig lebenswert».

Die beiden jungen Männer hatten sich im Jahr 2017 in einer Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Berlin kennengelernt. Der Angeklagte erklärte, sie hätten sich zunächst gut verstanden. Nach einer Schlägerei, bei der ein Fernsehgerät kaputtgegangen sei, habe sich das geändert. «Er hatte Freunde, ich war allein, sie mobbten mich.»

Verschwundenes Handy als Auslöser? 

Sie wohnten längst in verschiedenen Unterkünften und hatten sich jahrelang nicht gesehen, als sie sich im Sommer 2024 zufällig am S-Bahnhof Zehlendorf trafen. Es sei zu einer Schlägerei gekommen, so der Angeklagte. «Danach war mein Handy nicht mehr da.» Ihn habe der Gedanke, der andere habe es gestohlen und könnte darauf persönliche Bilder sehen, nicht mehr losgelassen. «Zufällig fand ich sein Profil bei Tiktok und kam auf die Idee, mich als Mädchen auszugeben.» Er könne sich an einen Messerstich erinnern.

Der Angeklagte stellte sich einen Tag nach der Tat der Bundespolizei am Ostbahnhof und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. «Ich bereue alles sehr», hieß es weiter in seiner Erklärung. Der Prozess wird am 10. Juni fortgesetzt.

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